Fast jeder fünfte Erwachsene leidet unter nächtlichem Knirschen mit den Zähnen (Bruxismus). Unser Körper verarbeitet durch das Zähneknirschen den tagsüber aufgestauten Stress. Das ist kein Problem, so lange dies nur gelegentlich geschieht. Der Schlafende merkt meist gar nicht, was er nachts mit seinen Zähnen tut. Die Zähne pressen mit enormer Kraft aufeinander. Die Kaumuskeln werden extrem angespannt. Viele Menschen verschieben dabei ihre beiden Kiefer sehr weit gegeneinander. So werden Muskeln, Sehnen, Kiefergelenke und die Zähne über ihre Belastungsgrenzen beansprucht. Das führt auf Dauer unweigerlich zu Schäden am Kauapparat.
Die Zähne werden abgeschliffen, die Kiefergelenke können dadurch geschädigt werden, die Muskulatur ist verhärtet und führt zu weiteren Verspannungen. Viele Betroffene klagen deshalb über Kopf- Kiefer- und Nackenschmerzen, wenn sie aufwachen. Auch Tinnitus, Ohrenschmerzen und überempfindliche Zähne können die Folge sein.
Die Störung der Funktion des Kausystems an sich nennt man Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Das Zähneknirschen ist ein wichtiger Hinweis darauf.
Stress und große seelische Belastung sind sicherlich entscheidende Auslöser für Bruxismus. Aber auch Zahnfehlstellungen, Anomalien des Kiefergelenkes oder eine Fehlstellung der Wirbelsäule können als Ursache in Frage kommen. Schlecht angepasste Prothesen, Kronen oder Füllungen können ebenfalls Auslöser sein. Meist sind mehrere Faktoren gleichzeitig anzutreffen.
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Da die Ursachen sehr unterschiedlich sein können, gibt es keine allgemein gültige Therapie. Sie richtet sich immer nach den individuellen Befunden. So kommt es häufig vor, dass auch eine Behandlung beim Orthopäden, Kieferorthopäden, Physiotherapeuten oder Psychotherapeuten notwendig ist.
Als Sofortmaßnahme wird meist die so genannte "Knirscherschiene" eingesetzt. Sie schützt nicht nur die Zähne vor Abrieb. Ihr hauptsächlicher Nutzen besteht darin, die beiden Kiefer so zu positionieren, dass die Muskulatur entspannen kann und die Kiefergelenke ideal positioniert werden. Zusätzlich wird die Oberfläche so gestaltet, dass es nicht möglich ist, auf den Backenzähnen zu Knirschen.
Viele Betroffene nehmen die Schädigung ihrer Zähne erst wahr, wenn sie schon sehr weit fortgeschritten ist. Dann kann es etwa sein, dass Schneidezähne nur noch die Hälfte ihrer ursprünglichen Länge haben! In solchen Fällen hilft nur noch die Rekonstruktion der früheren Zahnform. Dazu müssen nicht selten alle Zähne behandelt werden. Diese Rekonstruktion wird "Bisshebung" oder auch "Bisslagenänderung" genannt.
Früher mussten die ohnehin schon stark geschädigten Zähne noch mehr abgeschliffen werden, um sie überkronen zu können. Das ist heute nicht mehr nötig!
Mit den aktuellen Werkstoffen können keramische Restaurationen auf der Zahnoberfläche fest verklebt werden. So kann sehr schonend die abgeknirschte Zahnhartsubstanz wieder ergänzt werden. Und das beste daran: Diese Versorgungen sind sehr haltbar und von den natürlichen Zähnen fast nicht zu unterscheiden!
stark abradierte Zähne
Rekonstruktion
nach Behandlung